Was bewegt uns zum_beim Schreiben? Was fühlen wir?

In unseren Gesprächen über einen Blog, auf dem wir Texte von uns veröffentlichen könnten, haben wir immer wieder über unsere Ängste beim Schreiben und Veröffentlichen von Selbstgeschriebenem gesprochen. Wir überlegten, inwiefern wir uns unterstützen könnten mit diesen Ängsten umzugehen. Daraufhin kam ein Gespräch darüber zustande, was uns zum und beim Schreiben bewegt, was wir dabei fühlen, welche Ängste wir haben. Ich habe versucht die geteilten Gedanken mitzuschreiben.

A: Ich schreibe eigentlich nur, wenn mich ein eindrückliches Gefühl bewegt. Oft ist das Wut, Trauer oder totale Motivation. Das Gefühl möchte dann raus und ich lasse es in den Text fließen. Wenn ich den Text später lese, bin ich manchmal begeistert, manchmal schockiert und denke: Das kann ich niemandem zeigen, was hab ich da geschrieben? Ich habe trotzdem Hemmungen im Nachhinein zu korrigieren, weil der Text dann nicht mehr so authentisch wäre.
Hmm, ja, und ich schreibe handschriftlich, nein, ich habe kein Tagebuch, ich habe eine Zettelsammlung … in der sind schon viele Texte verschwunden. Oft schreibe ich auch Briefe, adressiere meine Gedanken an einen Menschen und dann sind die Texte auch weg, weil ich sie abschicke.

B: Ich schreibe ehrlich gesagt nicht so viel, ich habe oft Schreibblockaden. Oh, letztes Jahr war ich auf einem Seminar und dort habe ich einen Workshop zu kreativem Schreiben mitgemacht. Ich habe mich sehr unwohl und gestresst gefühlt, auch wenn sie versucht haben Hemmungen abzubauen. Der Erwartungsdruck war trotzdem sehr hoch. Ich hätte weinen können und habe einen Tinitus bekommen. Um mich herum haben alle geschrieben und ich konnte einfach nicht schreiben.
Und dann habe ich versucht Assoziationen aufzuschreiben und habe sie mit Liedzeilen von Sookee verbunden. Ich habe den Text letzte Woche nach dem fkk Treffen rausgesucht und war wieder ganz begeistert. Er gefällt mir sehr gut. Aber ja, ich habe weiterhin durch den Erwartungsdruck Hemmungen zu schreiben.

C: Ich schreibe über Erlebnisse in Kurzgeschichten und über Gefühle als Gedichte. Ich versuche dann immer Bilder zu finden für das, was ich fühle und denke. Zum Beispiel habe ich die eine Metapher, die ich oft spüre, dass ich mich in meinen Gedanken verfange und dann fühlt es sich an wie ein klebriges Spinnennetz, in dem ich feststecke.
Ich schreibe auch Geschichten, da fang ich ganz anders an … Ich fange an mir Charaktere auszumalen, bastel mir eine eigene Welt zusammen, male Mindmaps und denke mir ganze Welten aus, in denen dann Geschichten passieren. Ich kann nicht schreiben, wenn ich es nicht fühle, deswegen muss ich mir das erst alles ausdenken um das alles wirklich zu spüren… Das passiert nicht oft, denn ich muss halt erst in der Welt leben und dann kann ich die Geschichte aufschreiben.
Gedichte schreibe ich auch noch nicht so lange wieder, vor einigen Jahren habe ich auch schon mal Gedichte geschrieben, aber irgendwann wurde der Druck zu hoch, ich hab immer gedacht „du kannst das nicht, du kannst das nicht“ weil ich so ein starres Muster von Gedichten im Kopf hatte.

D: Ich schreibe auch wenn ich starke Emotionen habe. Das ist entweder, wenn ich in ein richtig tiefes Loch falle und ich es teilen möchte mit anderen Menschen, um so zu sagen „ja, ich kenn das, mir geht’s auch so“. Und dann auch wenn ich etwas verarbeiten muss. Ich hab zum Beispiel letztens einen Vortrag gehört, der voll viele Gedanken ausgelöst hat und dann habe ich versucht meine Gedanken dazu nochmal zu verschriftlichen, den Prozess darzustellen. Ich denke da aber immer sehr innerhalb der Verwertungslogik. Einfach für mich schreiben hat für mich keinen Wert, nur wenn ich es Leuten zeige.
Ich schreibe allerdings auch gerne mit anderen Leuten zusammen, das mache ich gerne und viel. So Satz für Satz schreiben wir zusammen. Ja, Interaktion motiviert mich zu schreiben. Ich schreibe auch kein Tagebuch, ich habe allerdings ganz viele Bücher zu Hause wo ich angefangen habe reinzuschreiben und dann wieder aufgehört.

B: Und wie kommen wir da jetzt raus?

D: Ich komme halt nicht raus aus dieser Verwertungslogik, ich habe immer das Gefühl, Außenwirkung ist notwendig.

C: Aber… ist das für dich wirklich immer gleich Verwertungslogik? Ist das nicht eine sehr harte Kritik. Vielleicht ist es einfach eine deiner Arten zu kommunizieren und sonst gibt dir Schreiben halt nicht so viel …

B: Ich habe mich so richtig wertgeschätzt und wohl gefühlt mit dem Teilen meiner Texten bei der Schreibwerkstatt, die wir gemacht habe. Vielleicht können wir sowas nochmal machen und zusammen schreiben. Und uns den Mut zum teilen geben.

C: Und wir könnten auch wieder eine Lesung machen, also keine öffentliche, sondern nur eine für uns, wie wir schon mal gemacht haben. Texte erstmal unter uns teilen, dann fällt es uns vielleicht leichter, sie auch mit mehr Menschen zu teilen.

This entry was posted in General. Bookmark the permalink.